Die Ruine ist fertig

Anmoderazijohn

Offene Wunden – das kannten wir ja schon. Da legt man den Finger rein oder auch besser nicht.  Auch der offene Vollzug ist nichts Neues. Dazu kommen offene und teiloffene Türen. Und jetzt: Jetzt kommen die offenen Gärten. Lasst Blu-men sprechen. Oder: Auch Grün kann ja auch schön sein. Muss aber nicht.

Alles ist von langer Hand geplant. Dumm nur, wenn sie die Natur nicht an die Absprachen hält. Die Führungen waren für nächste Woche geplant, aber die Narzissen blühen jetzt schon. So geht’s nicht. Wozu drucken wir denn 15.000 Flaier, wenn dann die Narzissen …

Wer zu spät kommt, den belohnt der Gärtner

Trotzdem: „Kommen Sie doch erst mal rein.“ Kaffee und Kuchen zur PeKa. (Pressekonnferäntz) Wirklich schade, die Sache mit dem Termin. Ist das jetzt schon die Klimakattasstrohfe? Klima nicht, aber Kattasstrohfe auf jeden Fall. Wenn es jetzt so warm bleibt, dann ist Schluss mit der Narzissenblüte. Vielleicht doch einen Kühlschrank neben das Beet stellen. Auch nicht gut fürs Klima. Aber: Watt willze machen. Watt mott, datt mott. (Was muss das Mus.)

Können wir anfangen? Nein. Der Herr von der Neuen Presse fehlt noch. (Wer zu spät kommt, den belohnt der Gärtner.) Da schellt es. „Sind Sie Herr Frische?“ „Nein, ich bin Herr Wolter von der Neuen Presse.“ Das ist ja schön. Da kann es ja dann losgehen. Also: Herzlich Willkommen.

Und was es nicht alles gibt in den Gärten. Herr Barluck klagt: Der Buchs ist krank. Niemand weiß, ob’s nun Pilze sind oder sonstwas. Zehn Jahre geschoren, und jetzt ist alles für die Katz. Wenn es hart auf hart kommt, muss der Buchs notgeschlachtet werden. Vorher mal mit Ausdünnen versuchen. Die Experten streiten über eine adäkwahte Terraphih. Es ist zum Heulen. Vielleicht liegt’s ja auch am vielen Besuch. („Hilfe, mein Buchsbaum fremdelt!“)

Apropos Heulen: Wo bleibt denn nun Frau Holmich-Viertels? Die wollte doch mit einem Gebinde kommen. Mal anrufen. Es muss ja einmal gesagt werden: Garten ist Kultur! (Es wird heftig genickt.) Natürlich ist Garten Kultur. Gartenkultur ist natürlich. „Sie können es drehen und wenden, wie Sie wollen.“ (Schon passiert.)

Gartenkunstkombi

Überhaupt: Die Garten-Kunst-Kombi. Das wird gern genommen und gesehen. Führungen inbegriffen. (Mann kommt sogar aus dem Ausland.) Da kommt ein Bus voll Fremder – und nachher gehen Freunde.

Und überhaupt: Man ist in aller Munde. Und in mancher Bücher. Auch Zeitschriften berichten. Schöner Wohnen.

Demnächst: Mit dem Rad in den Garten. Genauer gesagt: Bis zum Garten und kein Rad weiter. Geführte Touren ins grüne Paradies. Frau Korbmacher-Dörflich ist noch mit der Planung für den Ruinengarten beschäftigt. Noch wird heftig gebaut. Zum Sommer sollen sie dann fertig sein – die Ruinen. ( Nach „Wir sind Papst“ jetzt also: „Die Ruinen sind fertig!“ Einzeilig – 90 Punkt. Kannze ma kucken!)

„Bitte nur den Park!“

Skulpturen und Garten. Ein ausbaufähiges Thema. Bronze und Tomaten. Reiterstandbild mit Kohlrabi. Na bitte: es geht doch. Beim Museum (Sie wissen schon: Das mit Park und Garten)  treffen gehäuft Anfragen von Menschen ein, die – bitte schön – gern Preispark und Kräutergarten in Augen- und Nasenschein nähmen, sich die Kunst aber (nicht nur aus Kostengründen) im wahrsten Sinne des Wortes ersparen würden. „Die logistsischen Anforderungen sind zu hoch.“ (Geht also leider nicht.) Es bleibt dabei: Wer den Garten sehen will, muss trotzdem für die Kunst bezahlen. (Grüngürtelmäzenatentum!) Bärlauch, Beuys und Kräuterhexen. Das mal als Gesetzesvorlage in Angriff nehmen. Wenn Raucher und Autofahrer uns mitfinanzieren – warum nicht auch den Gartenfans die Möglichkeit geben, die Kultur zu stützen. (Wie wär’s mit einer Stiefmütterchensteuer?)

Jedenfalls: Die Sachen mit den offenen Gärten ist schon eine ganz eine tolle. Vielleicht demnächst auch musikalischen Soarehen veranstalten: Beethoven und Butterblumen. Dazu selbst gezüchteter Wein und Kräuterschnaps mit Fuge an Zuckinisoße. Lecker! Und: Wanderungen durch den Raps mit anschließender Dieselverkostung. Darauf mal eine Werbeagentur ansetzen. Da muss doch was zu machen sein.